Digitale Medien beeinflussen heutzutage unseren Alltag maßgeblich. Laptop, Smartphone und iPad sind im Familienalltag allgegenwärtig. Was kann die Familienbildung tun, um Familien auf dem digitalen Weg zu begleiten und zu unterstützen?
Die Technik bestimmt heute einen Großteil unseres Lebens. Digitale Geräte wie der Computer oder das Smartphone sind aus dem Alltag der meisten Menschen nicht mehr wegzudenken. Nicht nur Kinder, sondern auch Eltern verbringen viel Zeit vor diesen Geräten – ob in der Freizeit oder im Beruf. Wie sollen Familienbildungseinrichtungen auf die schnelllebige Entwicklung reagieren? Müssen jetzt massenweise Laptops, Smartphones und iPads angeschafft werden? Woher kommt die Zeit, an den erforderlichen Schulungen teilzunehmen? Sind Kinder und Eltern wirklich nur noch über den Bildschirm erreichbar? Wie können wir mit Eltern über die durchaus ernstzunehmenden Gefahren ins Gespräch kommen? Und wie kann das alles bewältigt werden im sowieso schon eng getakteten Arbeitsalltag?
Einmal kurz durchatmen. Ja, einen gesunden Umgang mit der digitalen Welt zu finden, ist sehr wichtig. Aber grundsätzlich entscheidet erst einmal jede Einrichtung selbst, welche Maßnahmen getroffen werden. Der Zwiespalt zwischen knappen Zeit- und Personalressourcen einerseits und der Notwendigkeit zu agieren andererseits muss erst einmal überbrückt werden. Dennoch arbeitet jede Familienbildungseinrichtungen auch an der eigenen Zukunft. Einrichtungen sind darauf angewiesen, sich den Anforderungen der jungen Familien zu stellen – und davon sind digitale Medien ein Teil. Mit einem entsprechenden Angebot für junge Familien und einer ansprechenden, modernen Kommunikation sind sie für ihre Zielgruppe besser erreichbar und vielleicht auch attraktiver.
Haltung zeigen und Angebote entwickeln
Zwei zentrale Punkte sind für Familienbildungseinrichtungen im Umgang mit der Digitalisierung wichtig. Erstens eine Haltung dazu zu entwickeln. Sie sollten sich damit befassen, welche Auswirkungen digitale Medien auf Familien haben und wie ihre Nutzung die Beziehung von Eltern und Kindern verändert. Der “digitale” Wandel betrifft nicht nur die Kommunikation, sondern alle Bereiche des täglichen Lebens, zum Beispiel die Haushaltsführung, die Arbeitswelt oder das Lernen. Mitarbeitende als Expert*innen in der Kommunikation in und mit Familien sollten über diesen Wandel von Kommunikation Bescheid wissen, um die Haltung ihrer Einrichtung vermitteln zu können. Idealerweise erstellt jede Einrichtung ein zu ihren Gegebenheiten passendes Kommunikationskonzept, welches Leitlinien für alle Bereiche umfasst und die Nutzung von Medien einschließt.
Eine weitere Chance liegt darin, Angebote zu entwickeln, in denen digitale Medien zum Einsatz kommen. Wer die Vorteile digitaler Medien zu schätzen weiß, findet deren Einbindung ggf. auch in Bildungsangeboten attraktiv. Das betrifft einerseits, dass neue Entwicklungen thematisch in (Lern-)Kontexte eingebunden werden, und andererseits, dass in den Angeboten mit neuen Geräten und Methoden gearbeitet wird.
Beispiele, wie Familienbildungseinrichtungen digitale Kommunikationswege zur Zielgruppenansprache nutzen können, liefert das Innovationsprojekt #familie – „Digitale Medien im Familienalltag“ der Landesarbeitsgemeinschaften der Familienbildung in NRW. So berichtet zum Beispiel eine Familienbildungseinrichtung, dass sie die Zugriffszahlen ihres Facebook-Auftritts steigern konnte und große Resonanz auf gepostete Foto- und Videobeiträge erhielt. Ein anderes Familienbildungswerk berichtet von gestiegenen automatisierten Anmeldungen über seine Webseite. Dadurch werde die Sachbearbeitung der Einrichtung entlastet. Und eine weitere Einrichtung hat sich auf das Thema Blended Learning fokussiert. Mehrere Kurse im Bereich der beruflichen Fortbildung für Mitarbeitende in der Familienbildung konnten dadurch um Elemente aus dem eLearning erweitert werden, bei denen Teilnehmende online über die Lernplattform Moodle auf Inhalte zugreifen können. Das macht das Lernen für die Teilnehmenden flexibel.
Tipps für den Einstieg
- Überprüft den Stand der Dinge. Wie digital ist eure Familienbildungseinrichtung? Ist die Homepage für die Zielgruppen attraktiv? Kommuniziert ihr mit den Familien auch auf anderen Wegen als nur persönlich, per EMail oder per Telefon? Was könntet ihr verbessern?
- Fokussiert euch. Nicht immer ist es sinnvoll und notwendig, überall mitzumischen. Gedanken wie “alle sind bei Facebook, dann müssen wir das auch machen” bergen nicht immer die beste Lösung. Überlegt euch, welche Kanäle sinnvoll und realistisch sind.
- Startet mit einem Pilotprojekt. Darin könnt ihr bei einem zunächst geringeren Zeit- und Kosteneinsatz ausprobieren, welche Maßnahmen für eure Einrichtung sinnvoll sind.
- Entwickelt ein Konzept. So könnt ihr Zeit und Arbeitskraft einteilen. Seid am Anfang geduldig und nehmt euch genug Raum zum Ausprobieren, denn es kann nicht immer alles gleichzeitig geschafft werden. Überlegt, welche Haltung zur Nutzung digitaler Medien ihr habt, entwickeln und vermitteln möchtet. Setzt euch realistische Ziele.
- Überprüft die technischen Voraussetzungen. Welche Geräte sind vorhanden, welche müssten noch angeschafft werden? Welche Geräte nutzen die möglichen Teilnehmenden? Auch hier gilt: Nicht jede Anschaffung ist für alle sinnvoll, nur weil etwas gerade in Mode ist.
- Nehmt euer Team mit auf die Reise ins Digitale. Nur so könnt ihr eure Haltung und eure Ziele glaubhaft nach außen vermitteln. Bezieht vorhandene Interessen und Know-How im Team und der freiberuflichen Kursleiter*innen mit ein – motivierte Zugpferde könnte ihr auf eurer Reise gut gebrauchen.
Digitalisierung ja, aber nicht alles um jeden Preis
Eltern sind als die erziehenden Personen gefragt, ihren Kindern die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen der digitalen Welt aufzuzeigen. Kinder können selbst noch nicht von klein auf bewusst entscheiden, was gut für sie ist. In der großen Vielfalt digitaler Medien den Überblick zu behalten, ist nicht immer einfach. Es gilt aber bei jedem Medium: Wenn die Eltern ihre Kinder dabei sinnvoll begleiten, hinterlässt kein Medium Schaden, sondern kann ein nützlicher Begleiter werden. Generell können Eltern Sorgen dadurch genommen werden, dass Mitarbeitende von Familienbildungseinrichtungen als Vorbilder wirken, reflektierte Mediennutzung leben und Offenheit gegenüber (digitalen) Medien zeigen. So treten sie zugleich als authentische Ansprechpersonen zum Thema auf und regen einen reflektierten, bewussten Umgang an.
Sinnvolle Regeln zu setzen ist obligatorisch und Aufgabe jedes Erziehungsberechtigten. So sollten sich Medienauswahl und Mediennutzungszeiten am Alter und individuellen Entwicklungsstand des Kindes orientieren. Die Erziehungsberechtigten begleiten ihre Kinder idealerweise in ihrer Mediennutzung, damit das erlebte gut verarbeitet werden kann. So kann zum Beispiel eine App, ein Film oder ein Computerprogramm als “Tandem” gemeinsam genutzt werden, immer in Verbindung mit weiteren Aktivitäten, die nichts mit digitalen Medien zu tun haben. Damit Kinder die digitale Welt und ihre Vorteile erkennen und sinnvoll nutzen.
Viele weitere wertvolle Tipps zum Thema Digitalisierung in der Familienbildung gibt es in der Broschüre “#familie – Digitale Medien in der Praxis der Familienbildung – Eine Arbeitshilfe für Fachkräfte”, hier zum Download.
Innovationsprojekt #familie
Im Innovationsprojekt #familie – “Digitale Medien als Mitgestalter des Familienalltags” beschäftigen sich die Landesarbeitsgemeinschaften der Familienbildung in NRW damit, wie sie Familien in einer zunehmend digitalisierten Welt begleiten können. Es sind Arbeitsgruppen entstanden, die unter anderem Konzepte dafür entwickeln, was Einrichtungen der Familienbildung insbesondere in den Bereichen Konzeption, Kommunikation mit der Zielgruppe und der pädagogischen Arbeit mit Eltern benötigen. Hinzu kommen Praxisprojekte, die beispielhaft Wege für einen “Anpack” aufzeigen. Zudem steht allen Familienbildungseinrichtungen in NRW eine Moodle-Plattform zur gemeinsamen Nutzung zur Verfügung, auf der experimentiert, ausprobiert und miteinander kommuniziert werden kann. Die Paritätische Akademie NRW – Familienbildung koordiniert das Innovationsprojekt.
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