Die Koordinierungsstelle welcome@healthcare unterstützt Akteur*innen im Gesundheits- und Pflegebereich darin, geflüchtete Menschen für diese Arbeit zu gewinnen und zu qualifizieren. In einem Interviewprojekt wurden Beteiligte gebeten, über ihre Erfahrungen zu berichten.
Die Interviewpartner*innen kommen aus unterschiedlichen Bereichen und Positionen, sie sind Projektleiter*innen oder Auszubildende. Mit diesem weiten Blickwinkel zeigt die Koordinierungsstelle welcome@healthcare, wie individuell die Ansätze zur Qualifizierung und Ausbildung von geflüchteten Menschen in den Pflege- und Gesundheitsfachberufen sind, wie sie bei den Teilnehmenden ankommen und wie erfolgreich sie sind.
Zum Beispiel berichtet Mohammed Al Masalmeh im ersten Interview der Reihe über seinen Einstieg in die Altenpflege. „Ich hatte schon in Syrien den Wunsch, Krankenpfleger zu werden. […] Als ich mit meinem Bruder nach Duisburg kam, war es mir erst einmal wichtig, die deutsche Sprache zu erlernen und mindestens das B1-Niveau zu erreichen. Denn mir war klar, dass ich meinen Berufswunsch ohne gute Sprachkenntnisse nicht verwirklichen konnte“, sagt der 22-Jährige. Geholfen wurde ihm beim Modellprojekt „Care for Integration“ der Akademie für Pflegeberufe und Management (apm) in Duisburg. Dort werden aktuell 92 Teilnehmende beim Erwerb von deutschen und berufsspezifischen Sprachkenntnissen unterstützt, damit sie anschließend eine Ausbildung anfangen können.
Reiner Siebert als Projektleiter beim Bildungsinstitut im Gesundheitswesen in Essen berichtet aus Sicht eines sozialen Trägers. Er erkennt eine hohe Nachfrage: „Der gestiegene Bedarf nach Kursen für eingewanderte berufserfahrene Fach- oder Hilfskräfte in der Pflege ist besonders aus dem seit dem 1. Januar 2016 laufenden Projekt „InCoach“ deutlich geworden.“ Bei „InCoach“ werden Teilnehmende aus dem Ausland für die Anerkennung ihrer Ausbildung und Berufserfahrung vorbereitet, inklusive eines Anpassungslehrgangs, in dem konkret formulierte Nachholbedarfe bearbeitet werden. „Sowohl bei „InCoach“ als auch beim Anpassungslehrgang hat es sich als essentiell erwiesen, die Klient*innen kontinuierlich zu beraten und zu begleiten“, stellt Siebert klar, wie wichtig die langfristige Unterstützung seitens der Träger ist.
Als Integrationsmanagerin bei der Johanniter-Akademie in Oberhausen zeigt Katrin Rüttger Menschen mit Fluchthintergrund Wege auf, sich im Pflegebereich beruflich zu verankern. Über das 2018 gestartete Projekt „ZIEL: Gesundheitsfachberuf Pflege“ berichtet sie von ersten Erfolgen: „Eine Herausforderung war sicher die Heterogenität unter den Teilnehmenden, beispielsweise bezüglich der Deutsch-Kenntnisse. Zudem waren die individuellen Lernerfahrungen sehr unterschiedlich ausgeprägt. So saßen Akademiker*innen neben Menschen die noch nie eine Schule besucht haben gemeinsam in einem Kurs. Eine empathische, individuelle Begleitung und Betreuung war insofern unumgänglich, um eine Art Vertrauensverhältnis zu entwickeln. Die Mühen haben sich gelohnt: Die Stimmung im Kurs war meiner Wahrnehmung nach sehr gut und die Gruppe ist im Laufe der Zeit immer mehr zusammengewachsen.“
Alle Interviews findet ihr unter www.healthcare-nrw.de oder einzeln hier:
- Katrin Rüttger (Integrationsmanagerin Johanniter-Akademie Oberhausen)
- Nada Mansur (Teilnehmerin „Hauptschulabschluss und Pflege“ Düren)
- Reiner Siebert (Projektleiter Bildungsinstitut im Gesundheitswesen gGmbH Essen)
- Majlinda Sinani (Auszubildende Altenpflege Caritas Bildungswerk Ahaus)
- Dirk Hermann (Referent Freiwilligendienste Diakonie Südwestfalen Siegen)
- Manal Abdelmesih (Pflegediensthelferin AWO Düren)
- Abdulrahim Sakkal (Auszubildender Universitätsklinikum Essen)
- Jana Braun (Projektleiterin Bonner Verein für Pflege- und Gesundheitsberufe Bonn)
- Mohammed Al Masalmeh (Teilnehmer Akademie für Pflegeberufe Duisburg)
KOORDINIERUNGSSTELLE
Die Koordinierungsstelle für Geflüchtete in Pflege- und Gesundheitsfachberufen NRW ist ein Projekt der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Nordrhein-Westfalen (LAG FW NRW), das von 2016 bis Ende Oktober 2019 läuft . Das Projekt wird aus Mitteln des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS) gefördert sowie aus anteiligen Mitteln der LAG FW NRW finanziert. Projektträger ist der Paritätische NRW. Umgesetzt wird das Projekt von der Paritätischen Akademie LV NRW e. V.. Ziel ist es, u.a. durch Netzwerkarbeit dazu beizutragen, Geflüchtete für die Gesundheits- und Pflegeberufe zu gewinnen und zu qualifizieren. Damit trägt die Koordinierungsstelle zur Bewältigung zweier gesellschaftlich relevanter Herausforderungen bei: zur beruflichen Integration von geflüchteten Menschen und zur Fachkräftesicherung im Arbeitsfeld Pflege und Gesundheit.
Artikelfoto: Spotmatik Photo/Fotolia
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