Trotzdem sich viele Menschen ehrenamtlich engagieren, wird es für Vereine zunehmend schwieriger, geeignete Personen für die Vorstandsarbeit und andere ehrenamtliche Gremien zu gewinnen. Dafür gibt es zahlreiche Gründe. Und auch Lösungen.
Unter anderem der Wandel des bürgerschaftlichen Engagements stellt gemeinnützige Vereine zunehmend vor die Herausforderung, Ehrenamtliche für die Vorstandsarbeit zu finden. Sowohl zur Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements als auch zur Vereins- und Vorstandsentwicklung bietet der Paritätische NRW seinen rund 3 200 Mitgliedsorganisationen vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten.
Veränderte Ausgangssituation
„Engagierte zu gewinnen, die sich bereit erklären, ein Amt in ihrem Verein zu übernehmen, wird oft zum Lebensnerv der ganzen Organisation“, sagt Stefan Rieker, Fachgruppenleiter Bürgerschaftliches Engagement im Paritätischen NRW. Engagement erfolgt heute oft spontan und projekthaft. Jüngere Engagierte befürchten daher, sich mit der Übernahme eines Amtes langfristig zu binden. Und auch die zeitlichen Ressourcen spielen eine Rolle: Wer nur wenige Stunden für ein Ehrenamt aufbringen kann oder will, scheut einen Posten im Vorstand aus Sorge, dieser Aufgabe nicht gerecht zu werden.

Strukturen hinterfragen
„Es ist oft noch immer so, dass ein Vorstandsamt langfristig angelegt und mit großem zeitlichen Aufwand verbunden wird“, so Rieker. Die Aufgaben und Verantwortung, die ein solches Amt mit sich bringen, können aber auch auf mehrere Schultern verteilt werden. Ein kritischer Blick auf die eigenen Strukturen lohnt sich daher.
Vorausschauend planen
Häufig wird der Vorstandswechsel aber auch auf die lange Bank geschoben. „Vielleicht, weil sich niemand bereit erklärt hat, das Amt zu übernehmen, oder weil der bestehende Vorstand es noch nicht übergeben will“, sagt Rieker. So oder so: Wird zu lange gewartet und die Nachfolge nicht proaktiv geplant, kann daraus schnell ein Generationenwechsel werden und die Herausforderung, Nachfolger*innen zu finden, ist umso größer. „Frühzeitig Leitungsgremien für jüngere Engagierte zu öffnen und attraktiv zu machen, kann einen kompletten und gleichzeitigen Generationenwechsel verhindern“, so Rieker. Gleichzeitig bietet dies die Möglichkeit, Verantwortung sukzessive an jüngere Mitglieder zu übertragen.
Arbeitshilfe zum Vorstandswechsel
Wie der Vorstandswechsel im Verein gelingt, hat der Paritätische NRW in der Arbeitshilfe „Übergabe“ beschrieben. Die Publikation enthält außerdem viele Materialien und Checklisten, die Mitgliedsorganisationen des Paritätischen NRW dabei unterstützen, den Vorstandswechsel vorausschauend und strukturiert anzugehen.
Weiterführende Links
Seminare und Qualifizierungen:
Paritätische Akademie NRW
Organisationsberatung:
Paridienst GmbH
Arbeitshilfe „Übergabe – Wie der Vorstandswechsel
im Verein gelingt“ zum
Download: Der Paritätische NRW
Alternativen prüfen
Bei der Überlegung, wie eine dauerhaft lebbare Führungsstruktur im Verein zukünftig aussehen sollte, kann auch die Einrichtung eines hauptamtlichen Vereinsvorstands als Alternative zum ehrenamtlichen in Betracht gezogen werden. „Gründe für dieses Modell gibt es viele“, sagt Stefan Sauerländer. Er ist Geschäftsführer der PariDienst GmbH und berät mit seinem Team Mitgliedsorganisationen des Paritätischen NRW unter anderem im Bereich Vereins- und Vorstandsarbeit. Dass sich niemand mehr für den ehrenamtlichen Vorstand findet, ist nur ein Motiv. „Es kann auch sein, dass sich der ehrenamtliche Vorstand aus der direkten Verantwortung für die Geschäftsbetriebe zurückziehen will. Oder aber man sucht für die Vorstandsarbeit gezielt Personen mit bestimmten Qualifikationen“, so Sauerländer.
Beratung für Mitgliedsorganisationen
In jedem Einzelfall muss eine vereinsspezifische Lösung gefunden werden, die die konkreten Umstände berücksichtigt. „Wenn Vereinsstrukturen an veränderte Rahmenbedingungen angepasst werden sollen, bedeutet das oft eine Anpassung der Vereinssatzung und Geschäftsordnung“, so Sauerländer. Die PariDienst GmbH steht Mitgliedsorganisationen bei solchen Prozessen beratend zur Seite.
Zertifikatskurse und Seminare
Für ehrenamtliche Führungskräfte und Engagementverantwortliche in Mitgliedsorganisationen bietet außerdem die Paritätische Akademie NRW regelmäßig Zertifikatskurse und Seminare an: Von „Erfolgreich mit Freiwilligen und Ehrenamtlichen arbeiten“, über „Alternativen zum ehrenamtlichen Vereinsvorstand“, bis hin zu „Rechtsformen für die gemeinnützige Arbeit“.
Weitere Infos
Dieser Text ist zuerst im „Forum“ erschienen, der Zeitschrift des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes NRW. Die Ausgaben der Zeitschrift könnt ihr euch hier durchlesen.
Artikelfoto: fotoak80/Adobe Stock
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